Projekte
Der Jülicher Zitadellen-Prozess - Eine Dokumentation
Nach der Machtübergabe durch Reichspräsident Paul von Hindenburg an Adolf Hitler (NSDAP) am 30. Januar 1933 verschärfte sich auch im Dürener Raum der Terror der Nazis gegen ihre politischen Gegner. Viele Antifaschisten wurden verschleppt und misshandelt. Heute ist weitgehend in Vergessenheit geraten, dass damals auch die Jülicher Zitadelle zu einem Inbegriff des faschistischen Terrors wurde.
Fünf ehemalige SA- und SS-Angehörige aus Jülich, Koslar, Stetternich und Inden mussten sich 1952 vor dem Schwurgericht Aachen verantworten. Angeklagt waren sie wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, gefährlicher Körperverletzung und Aussageerpressung. Vorgeworfen wurde ihnen die Misshandlung von „Schutzhäftlingen“ in der Jülicher Zitadelle und die Misshandlung eines Kommunisten, der 1933 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ festgenommen wurde und zunächst in der Zitadelle untergebracht war. Und schließlich wurde wegen Aussageerpressung verhandelt. Ein Angehöriger der KPD war nach Machtübernahme der Nazis auf Grundlage eines erpressten Geständnisses zu einer hohen Freiheitsstrafe verurteilt worden. In einem ersten Verfahren war dieser vom Vorwurf, er sei 1932 in Jülich an der Erschießung eines SA-Mannes beteiligt gewesen, freigesprochen worden.
Die Angeklagten waren bereits seit 1929 oder 1931 Parteimitglieder, weil ihnen, so sagten sie, die Partei Arbeit und Einkommen versprochen habe. Sie bestritten an Misshandlungen in der Zitadelle teilgenommen zu haben und erklärten, die gegen sie erhobenen Beschuldigungen seien ein Racheakt.
Das Bertram-Wieland-Archiv arbeitet in Zusammenarbeit mit Guido von Büren, Mitarbeiter des Museum Zitadelle Jülich und Vorsitzender des Jülicher Geschichtsvereins 1923 e.V., an einer Dokumentation über den „Zitadellen-Prozess".
"Das andere Düren"
Im Mittelpunkt des Projektes "Das andere Düren" steht Bartholomäus (genannt Barthel) Rankers (Jahrgang 1928), der aus einer kommunistischen Birkesdorfer Familie stammt und nach dem Zweiten Weltkrieg verschiedene Funktionen in der FDJ und KPD inne hatte, als Gewerkschafter in der IG Metall aktiv ist und auch als begeisteter Fußballer die Dürener Geschichte nicht nur miterlebt, sondern aktiv mitgestaltet hat. Für sein gesellschaftspolitisches Engagement wurde er 2003 mit der Hans-Böckler-Medaillie, der höchsten Auszeichnung des Deutschen Gewerkschaftbundes (DGB), geehrt. (Nähere Information im Link)
Schüsse bei Bourheim - Der Mord an Arthur May. Eine Dokumentation
Arthur May (1902 – 1933) ist eines der frühen Opfer der Nazi-Diktatur aus der Aachener Region. Der KPD-Funktionär und Redakteur der „Aachener Arbeiter-Zeitung“ wurde am 21. Juni 1933 durch die SS aus dem Gefängnis in Aachen in die „Gelbe Kaserne“ verbracht und dort gefoltert. Von dort sollte er anschließend in die Jülicher Zitadelle überführt werden. Während des Transports, in der Nähe von Bourheim (heute ein Stadtteil von Jülich), fielen in der Nacht tödliche Schüsse.
Die NS-Propaganda behauptete anschließend, May sei bei einem Fluchtversuch erschossen worden. Ein erstes Ermittungsverfahren gegen die Schützen wurde 1933 eingestellt. Der Fall May wurde im Jahr 1954 aufgrund einer Anzeige der KPD Jülich aus dem Jahr 1946 vor dem Aachener Schwurgericht verhandelt. Der ehemalige SS-Mann A. Schneider wurde freigesprochen, ein zweiter mutmaßlicher Täter war zwischenzeitlich verstorben. Rückblickend spricht vieles dafür, dass May heimtückisch ermordet und der Täter im antikommunistischen Klima der Adenauer-Zeit nicht zur Rechenschaft gezogen wurde.
Das Interesse am „Fall May“ wurde durch ein Flugblatt der illegalen KPD mit dem Titel „Ein Märtyrer der sozialen Revolution. Arthur May ermordet!“ geweckt, von dem sich durch einen Zufallsfund ein Original im Bestand des Bertram-Wieland-Archives befindet. Die Ergebnisse der Recherche sollen in geeigneter Form publiziert werden.
Erinnerungsinitiative Bertram Wieland
Wir schlagen vor, dass in Düren angemessen an Bertram Wieland erinnert wird. Gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern streben wir hierzu die Umbennenung einer Straße oder eines Platzes an. Hierzu wird derzeit eine Petition bzw. ein Bürgerantrag vorbereitet.
Stolpersteine für die Dürener Frauen und Männer der Arbeiterbewegung
Seit 2005 erinnern auch in Düren Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunter Demnig an die Opfer des Nationalsozialismus. In Birkesdorf liegen Stolpersteine für Bertram Wieland und Ludwig Henzig, zwei Ermordete aus den Reihen der Arbeiterbewegung. In Abstimmung mit der Initiative „Stolpersteine für Düren“ plant das Bertram-Wieland-Archiv, weitere Stolpersteine für Personen aus der Arbeiterbewegung verlegen zu lassen. Ein erster Schritt soll die Verlegung eines Steins in Erinnerung an Johann Reins in Düren-Rölsdorf sein. Reins (geb. am 15. Mai 1894 in Birkesdorf) wurde 1925 für die KPD in Dürener Kreistag gewählt, ab Ende 1929 gehörte er dem Dürener Stadtrat an. Anfang 1933 befand er sich einige Wochen in „Schutzhaft“. Im August 1944 wurde er erneut verhaftet und in das KZ Sachsenhausen deportiert und vor dort nach Buchenwald überstellt. Dort starb er im Feburar 1945.
Stand: Juni 2017
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