Bertram Wieland

Veröffentlicht: Samstag, 05. Dezember 2015

Namenspate für den Verein ist Bertram Wieland, der in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts vielfältige Funktionen und Aufgaben in Parteien und Organisationen der Arbeiterbewegung wahrnahm und das politische Geschehen im Dürener Raum mitgeprägt hat. In seinem politischen Lebensweg verdichten sich viele, auch tragische Momente in der Entwicklung der Arbeiterbewegung wie das Scheitern der Novemberrevolution 1918/19, die Spaltung der Arbeiterparteien, der Terror der Nazis, Illegalität und Verfolgung bis hin zur physischen Vernichtung in den Konzentrationslagern.

Bertram Wieland: Eine erste biografische Annäherung

Bertram Wieland wurde am 24. Januar 1884 als Sohn eines Tagelöhners in der damals noch selbstständigen Gemeinde Birkesdorf (heute zugehörig zur Stadt Düren) geboren Nach dem Schulabschluss erlernte er den Beruf des Schlossers. Schon früh war er politisch aktiv: Er wurde 1903 Mitglied der SPD, 1906 übernahm er den Vorsitz des Dürener Ortskartells der Freien Gewerkschaften.

In Düren-Birkesdorf erinnert ein "Stolperstein" des Kölner Künstlers Gunter Demnig an Bertram Wieland. Fotos: Bertram-Wieland-Archiv

1909 war er Delegierter zum Leipziger Parteitag, ebenfalls Delegierter der oberrheinischen Parteitage 1910 in Burtscheid, 1911 in Kreuznach, 1912 in Bonn, 1914 in Mayen und 1918 in Köln. Zur Zeit der Novemberrevolution 1918/1919 war Bertram Wieland neben Josef Rademacher (SPD) führend im Arbeiter- und Soldatenrat in Düren tätig. 1919 war er noch Kandidat der SPD zur verfassunggebenden Nationalversammlung, wandte sich aber – offenbar enttäuscht über die Rolle seiner Partei in der Novemberrevolution – von der Mehrheitssozialdemokratie ab und schloss sich der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) an. Um 1920/1921 wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Sein Wirken in den Folgejahren ist bislang noch nicht dokumentiert. Im Herbst 1932 trat er als Redner des Birkesdorfer Erwerbslosenausschusses auf. Nach der Errichtung der faschistischen Diktatur Anfang 1933 gehörte Bertram Wieland zu den ersten politisch Verfolgten im Dürener Raum. Unter strengen Auflagen wurde er im Juli des Jahres aus der sogenannten „Schutzhaft" entlassen. Er musste sich zweimal täglich bei der Polizei melden und durfte seine Wohnung nachts nicht verlassen. Der Kontakt zu seinen Genossen war ihm untersagt. Am 3. September 1944 wurde Wieland erneut verhaftet und von Düren in das Gestapogefängnis nach Aachen verbracht. Mit sieben weiteren Antifaschisten wurde er von dort in das Messelager Köln-Deutz deportiert. Wieland kam von dort in das Konzentrationslager Buchenwald, in dessen Außenlager in Wansleben am See er am 15. November 1944 unter nicht näher bekannten Umständen ums Leben kam.

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